1. Definitionen
2. Ursprung von unbewussten Vorannahmen
3. Erscheinungsformen von Vorurteilen
4. Unbewusste Vorannahmen im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt und ihre Folgen
5. Strategien gegen unbewusste Vorannahmen
6. Fünf Schritte zum Abbau persönlicher unbewusster Vorannahmen
Einleitung
Willkommen zu Modul 8 über „Stereotype und unbewusste Vorurteile“. In diesem Modul werden Sie sich mit den Auswirkungen von Stereotypen und unbewussten Vorurteilen auf unsere Wahrnehmungen und Verhaltensweisen beschäftigen. Vorurteile können im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt zu ungerechten Urteilen und Fehleinschätzungen über Opfer und Täter und Täterinnen von häuslicher Gewalt führen, unbeabsichtigt die Schuld den Opfern zuschreiben und damit die Schwere der Gewalt herunterspielen. Modul 8 soll Ihnen das Wissen und die Werkzeuge an die Hand geben, die Sie benötigen, um Stereotype zu hinterfragen und unbewusste Vorurteile zu bekämpfen.
Lernziele
+ Verständnis des Ursprungs und der Faktoren, die zur Entwicklung von unbewussten Vorurteilen und Stereotypen beitragen
+ Definition der Schlüsselbegriffe in Bezug auf unbewusste Vorannahmen, Stereotypen und Vorurteile
+ Auseinandersetzung mit den Faktoren, die zur Entwicklung unbewusster Vorurteile beitragen
+ Identifizierung und Einordnung der unterschiedlichen Arten von Vorurteilen und ihre Auswirkungen auf die Entscheidungsfindung und das Verhalten
+ Erkennen und Analysieren von unbewussten Vorurteilen in Alltagssituationen und, insbesondere im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt, den Einfluss unbewusster nonverbaler Verhaltensmuster auf die Kommunikation
+ Ermöglichen von Selbstreflexion, um persönliche unbewusste Verhaltensmuster zu erkennen und Strategien für den Umgang mit heiklen Situationen im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt zu entwickeln
+ Anwendung des Wissens auf reale Szenarien anhand von Fallbeispielen, um konkrete Handlungsalternativen zu entwickeln
+ Fähigkeit, einen Zusammenhang zwischen unbewussten Denkmustern und den Konzepten von Vielfalt und Integration herzustellen

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Nehmen Sie sich Zeit, um über das Bild nachzudenken.
- Was ist Ihre erste Reaktion auf dieses Bild?
- Gibt es traditionelle Geschlechterrollen, an die Sie denken, wenn Sie dieses Bild sehen? Wenn ja, welche?
- Inwiefern kann dieses Bild traditionelle Geschlechterrollen infrage stellen oder sie verstärken?
- Welche Annahmen könnten bei Ihnen aufkommen, wenn Sie einen Mann sehen, der eine Tätigkeit ausübt, die traditionell mit Frauen in Verbindung gebracht wird?
1. Definitionen
Da es wichtig ist, die eigenen Vorannahmen, schädigende Einstellungen und Verhaltensweisen zu erkennen und die breiteren gesellschaftlichen Auswirkungen dieser Phänomene aufzuzeigen, werden in diesem Abschnitt die Definitionen von unbewussten Vorannahmen, Stereotypen, Vorurteilen und Diskriminierung vorgestellt.
Unbewusste Vorannahmen
Verzerrte kognitive Wahrnehmungen, die zu falschen Urteilen und Entscheidungen führen, die oft unbewusst getroffen werden
Erklärung: Unser Gehirn kommt manchmal zu fehlerhaften Einschätzungen bei der Beurteilung von Dingen oder beim Treffen von Entscheidungen, ohne, dass wir uns dessen bewusst sind.
Stereotype
Verallgemeinernde Urteile über Personen und Kategorisierungen auf der Grundlage unvollständiger Kenntnisse über soziale Gruppen, denen die Personen zugeordnet werden und zu bestimmten Erwartungen über deren Verhalten und Fähigkeiten führen
Erklärung: Menschen denken manchmal, dass sich alle Mitglieder einer bestimmten Gruppe gleich verhalten oder gleich aussehen, obwohl sie die Mitglieder dieser Gruppe gar nicht so gut kennen.
Vorurteile
Emotional aufgeladene Bewertungen von Personen aus bestimmten sozialen Gruppen, die oft aus dem Vorhandensein von Stereotypen resultieren
Erklärung: Manchmal haben Menschen starke Gefühle gegenüber bestimmten Gruppen von Menschen und halten sie aufgrund dessen, was sie gehört haben oder glauben über sie zu wissen, für besser oder schlechter.
Diskriminierung
Verhaltensreaktion auf stereotype Bewertungen, die negative oder positive Auswirkungen haben können und im Kontext der Chancengleichheit als Privilegien bezeichnet werden
Erklärung: Wenn Menschen andere Menschen anders behandeln, weil sie glauben etwas über sie zu wissen, nur wenn sie sie ansehen, kann ihnen das ein gutes oder schlechtes Gefühl geben. In einer fairen Welt sollte jeder die gleichen Chancen haben.
Im Abschnitt „Unbewusste Vorannahmen im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt und ihre Folgen“ werden Beispiele für die definierten Konzepte im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt vorgestellt.
2. Ursprung von unbewussten Vorannahmen
Wenn wir den Ursprung von unbewussten Vorannahmen verstehen, können wir die Ursachen und zugrunde liegenden Mechanismen untersuchen, die zur Entstehung und Aufrechterhaltung von Vorurteilen beitragen. Jeder Mensch hat unbewusste Vorannahmen oder Vorurteile, unabhängig von Geschlecht, Bildung oder sozialem Status. Sie können unserem Gehirn helfen, schnelle Entscheidungen zu treffen, sie können aber auch zu Diskriminierung und Fehlentscheidungen führen.
Das folgende Video erklärt dies gut und zeigt, welche Rolle unser Gehirn dabei spielt.
Unsere individuellen Vorurteile werden durch unsere Denkweise und unsere Erfahrungen beeinflusst.
1. Denksysteme
- Zwei Denksysteme: System 1 (unbewusst) und System 2 (bewusst)
- System 1: ermöglicht schnelles Handeln auf der Grundlage gespeicherter Erfahrungen
Beispiel: Wenn wir Auto fahren, reagieren wir sofort auf ein Kind, das auf die Straße läuft.
- System 2: Langsamer und erfordert eine bewusste Anstrengung
Beispiele: Wenn wir einem Gespräch Aufmerksamkeit schenken oder jemanden in einer Menschenmenge suchen.
2. Erfahrungen
- Erlebnisse prägen unsere unbewussten Denkprozesse.
- Manchmal können diese Prozesse fehlerhaft sein oder unseren bewussten Überzeugungen widersprechen (= unbewusste Vorurteile).
Beispiel: Wir neigen dazu, Menschen aus unserer eigenen Kultur aufgrund unserer früheren Erfahrungen zu bevorzugen.
Wissenswertes auf einen Blick
- Unbewusste Vorurteile können aufgrund einer Informationsflut, einem gering zugeschriebenen Informationswert, der Notwendigkeit einer schnellen Entscheidung und der Vielfältigkeit der Informationen auftreten.
- Sie sind Kurzschlüsse, die unser Gehirn nutzt; insbesondere dann, wenn wir uns gestresst fühlen oder Angst haben.
- Manchmal können diese Kurzschlüsse zu ungerechter Behandlung oder Diskriminierung führen, weshalb es wichtig ist, die eigenen unbewussten Vorurteile zu verstehen.
- Um unbewusste Vorurteile anzusprechen, sollten wir unsere Wahrnehmungen hinterfragen und unsere Erfahrungen neu bewerten.
3. Erscheinungsformen von Vorurteilen
4. Unbewusste Vorannahmen im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt und ihre Folgen
5. Strategien gegen unbewusste Vorannahmen
1. Gegenstereotypische Darstellung = „Wegdenken” von Stereotypen:
Aufgaben zum Weiterdenken
1. Was ist die Hauptaussage des Videos?
2. Wie und aufgrund welcher Merkmale teilen Sie die Menschen in Gruppen ein? Welche Eigenschaften schreiben Sie ihnen zu? Welche Diskurse bestimmen diese „Klassifizierungen“, woher kommen Ihre Vorurteile (Freundeskreis, Medien, Politik)?
3. Was bedeuten diese Überlegungen für Vielfalt und Inklusion in unserer Gesellschaft?

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Beispiel III: Was kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie eine Präsidentin sehen, die eine hochrangige Offizierin auszeichnet? Was kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie eine schwarze Frau als Mitglied des Europäischen Parlaments sehen? Ist das für Sie überraschend?
Betrachten Sie nicht nur die Zahlen, sondern auch das, was sich hinter den Zahlen verbirgt:
- 69% der Europäer:innen glauben, dass Frauen eher als Männer Entscheidungen auf der Grundlage ihrer Gefühle treffen.
- 32% der Mitglieder:innen der nationalen Parlamente in der EU sind Frauen.
- 5% der gewählten Mitglieder:innen des Europäischen Parlaments (2019-2025) gehören einer ethnischen Minderheit an.
- 8% der Vorstandsvorsitzenden in großen börsennotierten Unternehmen in der EU sind Frauen.
2. Individualisierung = Konzentration auf die Einzigartigkeit eines jeden Menschen:
- Wir sollten jemanden nicht aufgrund unseres ersten Eindrucks oder aufgrund dessen, was wir über die Gruppe denken, zu der er zu gehören scheint, beurteilen.
- Es ist wichtig, dass wir uns Zeit nehmen und die Person als Individuum kennenlernen.
- Wir können unsere Stereotype hinterfragen, indem wir mehr über die Person erfahren und ihre einzigartigen Qualitäten erkennen.
Die folgenden drei Videos zeigen, wie das Thema Diversität erfolgreich in Werbekampagnen aufgegriffen wird.
Aufgaben zum Weiterdenken
1. Was sind die Hauptaussagen dieser Videos? Was haben sie gemeinsam?
2. Wie hängen sie mit der Strategie der Individualisierung zusammen?
3. Was bedeuten diese Überlegungen für Vielfalt und Inklusion in unserer Gesellschaft?
Fallstudie: Drogenabhängiges Opfer von häuslicher Gewalt
Anna ist eine 28-jährige Frau, die seit mehreren Jahren in einer gewalttätigen Beziehung mit ihrem Partner Mark lebt. Neben dem körperlichen und emotionalen Missbrauch kämpft Anna auch mit ihrer Drogenabhängigkeit. Sie ist kokainsüchtig und nimmt die Droge regelmäßig, um mit den traumatischen Erlebnissen in ihrer Beziehung fertig zu werden. Anna hat mehrere erfolglose Versuche unternommen sich von Mark zu trennen und ihre Sucht zu überwinden.
Aufgaben zum Weiterdenken
1. Wie könnten Stereotype und Vorurteile das Verständnis der Gesellschaft für Opfer häuslicher Gewalt mit einer Drogenabhängigkeit beeinflussen?
2. Welchen zusätzlichen Herausforderungen könnten Frauen wie Anna durch die Kombination von häuslicher Gewalt und einer Drogenabhängigkeit ausgesetzt sein?
3. Wie könnte das Konzept der Individualisierung dazu beitragen, die Wahrnehmung und das Unterstützungsangebot für Opfer von häuslicher Gewalt mit einer Drogenabhängigkeit zu verbessern?
Fallstudie: Älteres Opfer von häuslicher Gewalt
Robert ist ein 80-jähriger Mann, der seit ein paar Jahren mit seinem erwachsenen Sohn Michael zusammenlebt. Leider hat sich ihre Lebenssituation zu einer Situation häuslicher Gewalt entwickelt. Michael misshandelt Robert verbal und körperlich, beschimpft ihn oft und schlägt ihn. Robert fühlt sich aufgrund seines hohen Alters und seiner schwindenden Gesundheit hilflos und gefangen in dieser Situation. Aufgrund seiner körperlichen Einschränkungen und seiner Abhängigkeit von seinem Sohn weiß er nicht, wie er Hilfe finden oder der Gewalt entkommen kann.
Aufgaben zum Weiterdenken
1. Wie könnten Stereotype und Vorurteile die Wahrnehmung älterer Opfer häuslicher Gewalt durch die Gesellschaft beeinflussen?
2. Welchen zusätzlichen Herausforderungen könnten Opfer häuslicher Gewalt wie Robert gegenüberstehen, wenn mit ihrem hohen Alter Hilfe suchen und der häuslichen Gewalt entkommen wollen?
3. Wie könnte das Konzept der Individualisierung dazu beitragen, das Bewusstsein für ältere Opfer von häuslicher Gewalt zu schärfen und maßgeschneiderte Unterstützung zu bieten?
3. Kontakttheorie = positiver Kontakt trägt zum Abbau von Stereotypen bei:
- Wenn wir positive Erfahrungen mit Menschen aus anderen Gruppen machen, neigen wir weniger dazu Stereotype zu glauben.
Einige Opfergruppen sind stärker als andere gefährdet mit Stereotypen und unbewussten Vorannahmen konfrontiert zu werden, z.B. Männer als Opfer, behinderte Opfer, Opfer in einer LGBTIQ+-Beziehung, Opfer mit einem niedrigen oder hohen sozioökonomischen Hintergrund sowie Opfer mit einem Migrationshintergrund. Die folgenden fünf Fallstudien veranschaulichen dies.
Fallstudie: Mann als Opfer von häuslicher Gewalt
John ist ein 35-jähriger Mann, der eine langjährige Beziehung mit seiner Partnerin Sarah führt. In den letzten Monaten hat sich ihre Beziehung erheblich verschlechtert. Sarah zeigt ein zunehmend aggressives und gewalttätiges Verhalten gegenüber John. Sie schreit ihn an, beschimpft ihn und greift ihn mit Schlägen und Tritten körperlich an. John fühlt sich hilflos und schämt sich zu sehr, um es seinen Freunden oder der Polizei zu erzählen, weil er befürchtet, dass ihm niemand glauben wird und dass er nicht ernst genommen oder als schwach angesehen wird.
Aufgaben zum Weiterdenken
1. Welche Stereotype und unbewusste Vorannahmen finden sich in dieser Fallstudie? Welche eigenen Vorurteile könnten Johns Wahrnehmungen beeinflussen?
2. Welchen Herausforderungen könnten männliche Opfer von häuslicher Gewalt in Bezug auf Stigmatisierung und gesellschaftlicher Wahrnehmung gegenüberstehen?
3. Wie könnte die Kontakttheorie dazu beitragen, die Wahrnehmung von männlichen Opfern von häuslicher Gewalt zu verändern und schneller Unterstützung zu erhalten?
Fallstudie: Opfer von häuslicher Gewalt mit Behinderung
Emma ist eine 40-jährige Frau mit einer körperlichen Behinderung, die seit langem mit ihrem Mann David verheiratet ist. In den letzten Jahren ist ihre Beziehung zunehmend gewalttätig geworden. David misshandelt Emma sowohl verbal als auch körperlich. Er beleidigt sie wegen ihrer Behinderung und nutzt ihre Abhängigkeit von ihm aus, um Kontrolle und Manipulation auszuüben. Emma fühlt sich in ihrer Hilflosigkeit gefangen, da ihre Behinderung zusätzliche Hindernisse für die Suche nach Hilfe und die Flucht aus der missbräuchlichen Beziehung darstellt.
Aufgaben zum Weiterdenken
1. Wie können Stereotype und unbewusste Vorannahmen die Wahrnehmung und die verfügbare Unterstützung für behinderte Opfer von häuslicher Gewalt beeinflussen?
2. Welche besonderen Herausforderungen könnten Frauen wie Emma in Bezug auf häusliche Gewalt aufgrund ihrer Behinderung erfahren?
3. Wie könnte die Kontakttheorie dazu beitragen, das Bewusstsein für die Bedürfnisse und die verfügbare Unterstützung von behinderten Opfern häuslicher Gewalt zu schärfen und gleichzeitig ihre einzigartigen Erfahrungen anzuerkennen?
Fallstudie: Häusliche Gewalt in einer LGBTIQ+ Partnerschaft
Lisa und Anna sind ein gleichgeschlechtliches Paar in den späten 30ern, das seit einigen Monaten zusammen ist. In letzter Zeit hat Lisa, die sich als lesbisch identifiziert, begonnen, Anna, die sich als bisexuell identifiziert, zu beleidigen. Lisa beleidigt und erniedrigt Anna verbal und benutzt abfällige Ausdrücke im Zusammenhang mit ihrer Bisexualität. Anna fühlt sich gefangen und hat Angst mit jemandem darüber zu sprechen, da sie sich vor möglicher Stigmatisierung und Diskriminierung, sowohl durch die LGBTIQ+-Community als auch durch die Gesellschaft, fürchtet. Sie möchte Lisa nicht verlassen, weil sie sie liebt.
Aufgaben zum Weiterdenken
1. Wie können sich Stereotype und Vorurteile auf das Verständnis und die Unterstützung von Opfern häuslicher Gewalt innerhalb der LGBTIQ+-Gemeinschaft auswirken?
2. Mit welchen zusätzlichen Herausforderungen könnten Opfer wie Anna konfrontiert sein, wenn sie Hilfe suchen und sich aus häuslicher Gewalt in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung befreien wollen?
3. Wie könnte die Kontakttheorie dazu beitragen, das Bewusstsein für häusliche Gewalt zu schärfen, Inklusion zu fördern und Opfern aus der LGBTIQ+-Community, die häusliche Gewalt erleben, maßgeschneiderte Unterstützung zu bieten?
Fallstudie: Hochrangiges Opfer häuslicher Gewalt
Isabell ist eine 35-jährige Frau, die in einer gehobenen Wohngegend lebt. Sie ist seit 10 Jahren mit ihrem Mann, Karl, verheiratet. Karl, ein erfolgreicher Geschäftsmann, schlägt sie regelmäßig und sagt ihr, sie solle die blauen Flecken mit ihrer Kleidung bedecken. Isabell befürchtet, dass die Inanspruchnahme von Hilfe ihren Ruf und ihre gesellschaftliche Stellung schädigen könnte.
Aufgaben zum Weiterdenken
1. Wie können sich Stereotype und Vorurteile über den sozioökonomischen Hintergrund auf die Wahrnehmung von häuslicher Gewalt auswirken?
2. Mit welchen zusätzlichen Herausforderungen könnten Opfer wie Isabell konfrontiert sein, wenn sie, in Anbetracht ihres sozioökonomischen Status, Hilfe suchen und sich von häuslicher Gewalt befreien wollen?
3. Wie könnte ein Verständnis der Machtdynamik, einschließlich der finanziellen Kontrolle, zur Verbesserung der Unterstützungssysteme für Opfer wie Isabell in gehobenem Milieu beitragen?
Fallstudie: Opfer häuslicher Gewalt mit Migrationshintergrund
Amina ist eine 30-jährige Frau, die aus einer konservativen, patriarchalischen Gesellschaft in ein neues Land eingewandert ist. Bei der Anpassung an ihr neues Leben und ihre neue Kultur steht sie vor zahlreichen Herausforderungen. Aminas Ehemann Farid nutzt ihren Einwandererstatus und ihre begrenzten Sprachkenntnisse als Mittel der Manipulation und Kontrolle, indem er ihre Angst vor der Abschiebung und die Isolation von ihrer Familie und Gemeinschaft ausnutzt, was sie zögern lässt, Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Aufgaben zum Weiterdenken
1. Wie können kulturelle Stereotypen und Vorurteile die Wahrnehmung und Unterstützung von Migrantinnen wie Amina, die häusliche Gewalt erleben, beeinflussen?
2. Welchen zusätzlichen Herausforderungen könnte Amina aufgrund ihres Migrationshintergrunds in Bezug auf häusliche Gewalt und der Suche nach Hilfe gegenüberstehen?
3. Welche Rolle könnte kulturelle Sensibilität bei der Unterstützung von Migrantinnen spielen, die Opfer häuslicher Gewalt geworden sind, während ihre einzigartigen kulturellen Erfahrungen respektiert werden?
4. Perspektivenübernahme = sich in die Lage des anderen versetzen:
- Es ist wichtig, dass wir versuchen zu verstehen, wie jemand anderes sich fühlt oder denkt und wir sollten uns vorstellen, wie wir uns fühlen würden, wenn wir in seiner oder ihrer Situation wären.
Beispiele:
Was sehe ich? Was lese oder höre ich?
Eine Frau mit einem Kopftuch betritt das Büro.
Was denke ich? Wie ordne ich sie ein?
Die Frau ist eine Muslimin.
Welche Gefühle löst diese Situation in mir aus? Wie urteile und entscheide ich?
Die Frau ist selbstbewusst. / Ich habe Mitleid mit der Frau. / usw.
Rollenspiele sind eine gute Möglichkeit, um die Auswirkungen von Stereotypen und unbewussten Vorurteilen im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt zu verstehen.
Vorschläge für Rollenspiele finden Sie unter Lehrmaterialien für Workshops.
6. Fünf Schritte zum Abbau persönlicher unbewusster Vorannahmen
Der Abbau persönlicher Vorurteile im Kontext häuslicher Gewalt ist wichtig, da Vorurteile eine faire Behandlung und Unterstützung für Opfer behindern können. Diese Sensibilisierung ist Teil eines umfassenderen Bemühens, das darauf abzielt, nach mehr Chancengleichheit zu streben, marginalisierte Gruppen in der Gesellschaft zu schützen und den negativen Einfluss von Medienbotschaften auszugleichen. Das Erkennen und Ansprechen dieser Vorurteile ist entscheidend, um sicherzustellen, dass alle Opfer die Hilfe und Gerechtigkeit erhalten, die sie benötigen, unabhängig von ihrer Herkunft. Diese Schritte geben Ihnen praktische Werkzeuge an die Hand, um Ihre eigenen Vorurteile zu erkennen und zu hinterfragen.
1. Akzeptanz, unbewusste Vorannahmen zu haben:
- Manchmal haben wir bestimmte Denkweisen, die vielleicht nicht jedem oder jeder gegenüber fair sind.
- Es ist wichtig, mehr über diese Denkweisen zu erfahren und darüber, wie sie unsere Entscheidungen beeinflussen können.
2. Erkennen von Situationen, in denen Fehler passieren können:
- Es gibt Zeiten, in denen wir vielleicht nicht die besten Entscheidungen treffen, weil wir in Eile sind oder uns ärgern.
- Es ist gut, Freund:innen und Kolleg:innen um Feedback über uns zu bitten, um unsere Vorlieben und Muster zu erkennen.
3. Analyse, wie Dinge gesehen werden:
- Wenn wir etwas sehen, haben wir Gedanken und Gefühle dazu.
- Wir können uns fragen, was wir sehen, was wir denken und wie wir uns dabei fühlen.
4. Verstehen, woher unbewusste Vorannahmen kommen:
- Unsere Erfahrungen und die Kultur, in der wir aufwachsen, prägen wie wir Dinge sehen und beurteilen.
- Wir können darüber nachdenken, woher unsere Vorstellungen kommen und inwiefern sie sich von denen anderer unterscheiden könnten.
5. Unbewusste Vorannahmen abbauen und sich ihrer bewusst werden:
- Wenn wir erkennen, dass wir Vorurteile haben, können wir daran arbeiten sie zu ändern.
- Mehr über verschiedene Themen zu lernen kann uns helfen, gerechtere Schlussfolgerungen zu ziehen.
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Lehrmaterialien, die Sie für einen Workshop oder zum Selbststudium verwenden können, finden Sie hier.