Daten und Statistiken in Österreich

  1. Prävalenz-/Umfragedaten
  2. Kosten häuslicher Gewalt
  3. Altersverteilung der Opfer von häuslicher Gewalt
  4. Anzahl der ermordeten Frauen

1. Prävalenz-/Umfragedaten

Prävalenzstudie Österreich

Statistik Austria (2022): Geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen und andere Formen von interpersoneller Gewalt. https://www.statistik.at/fileadmin/publications/Geschlechtsspezifische-Gewalt-gegen-Frauen_2021_barrierefrei.pdf [Zugriff: 24.01.2024]

Mittels Umfrageforschung unter erwachsenen Frauen (18-74 Jahre) wurde Gewalt erhoben, die Frauen erfahren, bzw. Gewalt, die sie überproportional häufig betrifft. Das umfasst Gewalt in intimen Partnerschaften, außerhalb von intimen Partnerschaften, Stalking, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz und Gewalt in der Kindheit. 23,5 % der Frauen erlebten ab dem Alter von 15 Jahren körperliche Gewalt innerhalb oder außerhalb von intimen Partnerschaften. Wird sexuelle Gewalt ebenfalls berücksichtigt, steigt dieser Wert auf mehr als ein Drittel (34,5 %), und etwa 16,4% aller Frauen, die bereits mindestens einmal in einer intimen Beziehung waren, haben dort körperliche und/oder sexuelle Gewalt erlebt.

Tab. 1: Geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen


Abb. 1: Gewaltbetroffenheit von Frauen


Abb. 2: Gewalt in intimen Partnerschaften

Betretungs- und Annäherungsverbote

Seit Einführung des österreichischen Gewaltschutzgesetzes 1997 (zuletzt 2019 novelliert) kann die Polizei ein Betretungs- und Annäherungsverbot (BV/AV) zum Schutz einer Person und ihrer Wohnung sowie ihres persönlichen Lebensbereiches verhängen. Weitaus überwiegend wird dieses Mittel im Kontext häuslicher Gewalt eingesetzt. Jedes BV/AV ist von der Polizei den Gewaltschutzzentren zu melden, die entsprechende Statistiken publizieren.


Abb. 3: An die Gewaltschutzzentren übermittelte BV/AV (österreichweit, 1997-2022; Anm.: Die Daten ab 2020 sind wegen einer Änderung in der Zählweise nicht direkt mit jenen früherer Jahre vergleichbar.)


2. Kosten häuslicher Gewalt

Europäische Untersuchung der Kosten geschlechtsspezifischer Gewalt

EIGE 2021: The cost of gender-based violence in the European Union. https://eige.europa.eu/publications-resources/publications/costs-gender-based-violence-european-union [Zugriff: 23.01.2024]

Die Studie schätzt die Kosten geschlechtsspezifischer Gewalt (gender-based violence, GBV) basierend auf der bereits 2014 entwickelten Methodologie und präsentiert aktualisierte Daten. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Gewalt in intimen Beziehungen (Intimate Partner Violence, IPV). Berücksichtigt wurden Kosten in den drei großen Bereichen: Wirtschaftsleistung, Kosten öffentlicher Dienste und Kosten durch die physischen und emotionalen Folgen für Opfer von Gewalt.

Link zum Report (Englisch): https://eige.europa.eu/publications/costs-gender-based-violence-european-union [Zugriff: 23.01.2024]

Genaue Informationen zu Methode und Daten können dem Technischen Report (Englisch) entnommen werden: https://eige.europa.eu/sites/default/files/documents/mh0321358enn_002.pdf [Zugriff: 23.01.2024]

Für Österreich schätzt der Report die jährlichen Kosten, die durch geschlechtsspezifische Gewalt und Gewalt in intimen Beziehungen verursacht werden, folgendermaßen:

Tab. 2: Kosten geschlechtsspezifischer Gewalt und Gewalt in intimen Beziehungen in Euro (gerundet)


3. Altersverteilung in Bezug auf häusliche Gewalt

Überblick

Kapella, Olaf et al. (2011): Gewalt in der Familie und im nahen sozialen Umfeld. Österreichische Prävalenzstudie zur Gewalt an Frauen und Männern. ÖIF. https://services.phaidra.univie.ac.at/api/object/o:1162297/download [Zugriff: 23.01.2024]

Die Prävalenzstudie 2011 bietet einen nach Alter aufgeschlüsselten Überblick über Gewalterfahrungen von Frauen und Männern, allerdings ohne Fokus auf häusliche Gewalt bzw. Beziehungsgewalt.

Abb. 4: Prävalenz nach Gewaltform und Alter der Befragten

Gewalterfahrungen in der Kindheit

Im Rahmen der Prävalenzstudie von Kapella et al. (2011) wurde auch die Betroffenheit von Gewalt in der Kindheit bei den unterschiedlichen Altersgruppen abgefragt, die im Hinblick auf Auswirkungen dieser Gewalterfahrung im Erwachsenenalter von besonderem Interesse sind. Die Ergebnisse zeigen hier deutlich den gesellschaftlichen Wandel in den letzten Jahrzehnten.

„Die altersspezifische Betrachtung zeigt, dass die ältere Generation in ihrer Kindheit signifikant häufiger Gewalt erlebt hat als die Jüngeren. Dies wird bei den körperlichen Gewalthandlungen besonders deutlich. Die gesellschaftliche Entwicklung der letzten Jahrzehnte hat dazu geführt, dass die körperliche Züchtigung von Kindern sowohl gesellschaftlich wie auch rechtlich immer weniger toleriert wird. Waren beispielsweise acht von zehn Frauen und fast neun von zehn Männern im Alter von 51 bis 60 Jahren in ihrer Kindheit körperlichen Gewalthandlungen ausgesetzt (Männer: 86,3 %; Frauen 80,8 %), so wird in der Gruppe der heute 16- bis 20-jährigen Frauen und Männer jeweils von rund 55 % von erlebter körperlicher Gewalt berichtet. Der Anteil der in der Kindheit körperlich Misshandelten ist zwischen der ältesten und der jüngsten Altersgruppe somit um rund 25 bis 30 Prozentpunkte zurückgegangen.“ (Kapella et al 2011, p. 11; siehe auch p. 8-10)

Alter der Opfer bei justizielle Verfahrenserledigung bei Partnergewalt

Haller, Birgitt et al. (2021): Justizielle Verfahrenserledigung bei Partnergewalt. IKF Wien. https://ikf.ac.at/schwerpunkte/sicherheit/gewalt/2021-justizielle-verfahrenserledigung-bei-partnergewalt [kein Volltext, Zugriff: 23.01.2024]

Die 2021 abgeschlossene Studie berücksichtigte eine repräsentative Stichprobe der Akten von Oberstaatsanwaltschaften und Gerichten aus ganz Österreich aus dem Jahr 2019. Einbezogen wurden Verfahren wegen Mord, (schwerer) Körperverletzung, (schwerer) Nötigung, gefährlicher Drohung, fortgesetzter Gewaltausübung sowie Vergewaltigung und geschlechtlicher Nötigung. Es wurde nicht nur die justizielle Erledigung der Verfahren erhoben, sondern ergänzend Daten wie z.B. sozioökonomische Charakteristika von Opfer und Tatverdächtigem/Täter, Beziehungsverhältnis, Gewaltgeschichte, Aussageverhalten der Opfer oder die Nutzung von Prozessbegleitung.

Im Rahmen der Untersuchung lag in 32 % der Verfahren das Alter der Opfer zwischen 18 und 30 Jahren. Ältere Altersgruppen waren weniger stark vertreten: Bei 27 % der Verfahren waren Opfer zwischen 31 und 40 Jahre alt, bei 25 % zwischen 41 und 50 und bei nur 15 % über 50 Jahre. Innerhalb der Stichprobe befanden sich zwei Fälle mit minderjährigen Opfern von Partnergewalt (16 und 17 Jahre alt), und sechs Frauen waren über 71 Jahre alt. Insgesamt lag der Altersdurchschnitt bei 38 Jahren.

Tab. 3: Alter der Opfer bei justizieller Verfahrenserledigung

Beratungsfälle in Gewaltschutzzentren

Österreichweit wurden 2022 23.638 Personen durch die neun Gewaltschutzzentren beraten (Bundesverband der Gewaltschutzzentren. https://www.gewaltschutzzentrum.at/zahlen-fakten/ [Zugriff: 23.01.2024]). 6.757 der beratenen Klient:innen wurden durch die Wiener Interventionsstelle betreut, die in ihrem Jahresbericht 2022 eine Aufschlüsselung nach Alter vorlegt. Auch wenn diese Daten nur den Raum Wien abdecken, spiegeln sie die Verteilung auf unterschiedliche Altersgruppen annähernd wider.

Tab. 4: Alter der Klient:innen der Interventionsstelle/Gewaltschutzzentrum Wien 2022


4. Anzahl ermordeter Frauen

Haller, Birgitt/Eberhardt, Viktoria/Temel, Brigitte (2023): Untersuchung Frauenmorde – eine quantitative und qualitative Analyse. IKF Wien. https://ikf.ac.at/wp-content/uploads/2023/07/Untersuchung_Frauenmorde.pdf [Zugriff 23.01.2024]

Die Studie des IKF Wien analysierte sämtliche Gerichtsakten zu Femiziden – d.h. zu Morden an Frauen wegen des Geschlechts – im Zeitraum 2016 bis 2020. In diesen fünf Jahren wurden 100 Frauen und Mädchen vor allem von (Ex-)Partnern und Verwandten getötet.

Abb. 5: Anzahl der Femizide nach Jahr (n=100)

Tab. 5: Opfer-Täter-Beziehung (n=100)

Tab. 6: Alter der Opfer (n=100) und Altersgruppen der weiblichen Bevölkerung